Was ist eigentlich ein Austauschdiplomat? [fr]
Seit 1986 tauschen das französische Ministerium für Europa und Auswärtige Angelegenheiten (MEAE) und das deutsche Auswärtige Amt jedes Jahr Diplomaten aus. Sie sollen auf diese Weise die diplomatische Praxis des Partnerlandes besser kennenlernen und damit die deutsch-französische Zusammenarbeit auch im Arbeitsalltag stärken.
Die Austauschbeamtinnen und -beamten sind fest in die Arbeitsabläufe in ihren Partnerbehörden integriert: Sie nehmen gleichberechtigt an Sitzungen teil. Sie erhalten und verfassen interne Dokumente. Sie sind bei vertraulichen Gesprächen anwesend. Sie schauen ihren Kollegen also nicht nur über die Schulter, sondern gestalten das tägliche Geschäft mit. Das erleichtert die Vorbereitung der Treffen der Staats- und Regierungschefs und der Außenminister.
Es ist aber auch dort wichtig, wo es um Detailfragen geht, um die mühevolle Abstimmung größerer Projekte und die einzelnen Schritte ihrer Umsetzung.
Austauschdiplomaten sind gleichzeitig Impulsgeber und Frühwarnstation: Ihre Ideen nehmen das dies- und jenseits des Rheins Wünschenswerte und Machbare in den Blick. Sie können rasch fehlende Informationen beschaffen und machen Vorschläge und Entscheidungen durch ihre besondere Perspektive für das Partnerland nachvollziehbar. Die Austauschbeamten leisten so einen wichtigen, häufig entscheidenden Beitrag dafür, frühzeitig Missverständnisse und damit potenzielle Konflikte zu vermeiden.
Auch im Krisen- und Unterstützungszentrum (Centre de crise et de soutien CDCS) des MEAE ist jedes Jahr ein Austauschdiplomat beschäftigt. "Das Prinzip ist, einem Diplomaten eines anderen Landes zu ermöglichen, sein Amt innerhalb des französischen Außenministeriums auszuüben", erklärt Lise Moutoumalaya, Stellvertretende Leiterin des Lagezentrums (Centre de situation) am Krisen- und Unterstützungszentrum.
Dort war bis August 2020 der Deutsche Alexander Leutgeb eingesetzt. Mit einem französischen Kollegen war er für die Region Europa zuständig. Im Video berichtet er über die gute Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich während der Corona-Pandemie, zum Beispiel bei gemeinsamen Rückholaktionen französischer und deutscher Staatsangehöriger aus Risikogebieten oder bei Patiententransporten.
Éric Chevallier, Leiter des französischen Krisenreaktionszentrums, und sein Amtskollege Frank Hartmann, Leiter des Deutschen Krisenreaktionszentrums sind sich über den Stellenwert dieser Kooperation einig. "Auf europäischer und ganz besonders auf deutsch-französischer Ebene zusammenzuarbeiten ist beim Krisenmanagement von großer Bedeutung", so Éric Chevallier.
Außerhalb von Pandemiezeiten ist das CDCS unter anderem verantwortlich für humanitäre Einsätze und die Stabilisierung in Krisen- und Konfliktsituationen, aber auch für sicherheitsrelevante Nachrichten und Reisehinweise.